ZiegenArt_no border no nation

Musiktheater für Sopran, Sprecher/Darsteller,
Klarinette, Saxophon, Percussion, Violine, Violoncello,
Keyboard und elektroakustisches Zuspiel (2017)

Libretto: Tanja Langer
Text Epilog: Susanne Stelzenbach

UA Festival pyramidale#16 | kultivieren & verwildern

Ramina Abdulla-zadè: Sopran
Martin Lau: Sprecher
ensemble mosaik

Andre Bartetzki: Video
Matthias Rebstock: Regie

AquAria Palaoa – Das Alter der Welt

(2011)
für Mezzosopran, Alt, Sprecher, zwei Chöre, Cornett, Violoncello, Tuba, Schlagzeug und CD-Zuspielung

Uraufführung  1. Mai 2011 – Stadtbad Neukölln – 22:00 Uhr

Komposition  Susanne Stelzenbach
Libretto  Monika Rinck
Idee   Claudia Herr

Schirmherrschaft Alice Ströver, Kulturpolitische Sprecherin der Fraktion der Grünen

Im Stadtbad Neukölln, einem der schönsten Jugendstilbäder Deutschlands, befindet sich eine Bühne, die bis zum Parkett mit Wasser gefüllt ist. Die Berliner Komponistin Susanne Stelzenbach integriert Klänge aus dem antarktischen Tiefeis, aufgezeichnet von der PALAOA-Horchstation, und Interviews mit den dort lebenden Wissenschaftlern in eine Musiktheater-Handlung, die angesichts einer urzeitlichen, menschenfeindlichen Umgebung die Frage aufwirft – findet sich die junge Menschheit wieder im Alter der Welt?

Besetzung

Junge Frau    Claudia Herr
Unterwassergesang   Claudia Herr
Junge Frau    Regina Jakobi
Schwertwal Schwermut   Anders Kamp

Alter Robbenchor   Gropius Chor
Junger Robbenchor   Ensemble AquAria_PALAOA

Regie     Holger Müller-Brandes
Bühne/Licht     Lars Reimers
Kostüme     Arianne Vitales Cardoso / Odile Hautemulle
Chöre     Bettina Schmidt
Instrumentalensemble   Trompete – Andreas Nordeim, Tuba – Janni Struznyk,
(über und unter Wasser)  Cello – Ehrengard von Gemmingen,  Schlagwerk – Kace Kaufmann

Inhalt

Das Wasser ist älter als das Leben. Man schätzt das Alter des Wassers auf der Erde auf 4,4 Milliarden Jahre. Die Vereisung der Antarktis begann vor mehr als 30 Millionen Jahren. Das älteste uns bekannte Gletschereis ist etwa 900.000 Jahre alt.

Die Klänge des Eises, die Gesänge der Wedellrobben – Hydrophonaufnahmen der antarktischen PALAOA- Horchstation des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung, 100 Meter unter dem antarktischen Schelfeis – sie kommen zu Gehör als musikalische Nachricht aus einermenschenfeindlichen Umwelt. Per Telefon zugeschaltet berichten die Wissenschaftler, was sie tagtäglich im Eis erforschen.

Die märchenhafte Handlung der Oper rankt sich zunächst um die alten und jungen Robben, die singend kommunizieren, auf diese Weise ihr Überleben sichern, das Freihalten von notwendigen Luftlöchern organisieren. Sie beleben die feindliche Gegend. Eine junge und eine alte Frau dagegen sind auf der Suche – sie erschrecken vor dem Uralter des Eises und des Wassers angesichts der Tatsache, dass das menschliche Leben unweigerlich befristet ist. Sie sehnen sich nach dem Wasser des Lebens, dem Elixier der Verjüngung. Sie verachten die unscheinbaren Robben und suchen Erfüllung in Eros und Liebe. Sie versuchen, den zynischen Schwertwal Schwermut durch ihre Reize zu binden. Ihre Hoffnung führt in eine neue Welt hinein, in die Welt unter Wasser. Sie ist kalt aber unberührt von menschlichem Einfluss.

In der Komposition der Unterwasseroper kommen zwei Strategien zum Tragen, um sich der Frage nach dem Ort, auf dem wir uns als Menschen befinden, zu nähern. Beide werden gleichberechtigt parallelisiert. Die Wissenschaft sucht Antworten mittels physikalischer Messungen, durch große Hydrophone im Schelfeis, durch technischen Aufwand in lebensfeindlicher Umgebung. Die Musik der Opernhandlung schärft unser Ohr für die Regungen der menschlichen Sehnsüchte, die das Potenzial von Harmonie oder Zerstörung in sich bergen. Dem Zuschauer wird es überlassen, sich zu positionieren – Findet sich die junge Menschheit wieder im Alter der Welt?

druck#2.2 KLIMA_gefilde.vermessen

(2008)
für Sopran, Altus, Sprecher/Rapper, Kammerensemble,
Klang- und Videoinstallation
Libretto: Barbara Kenneweg

UA Musikakademie Rheinsberg / Schlosstheater 09.05. 2008

(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

druck#2.1 KLIMA_vorher.sagen

(2007)
für Sopran, Altus, Sprecher/Rapper, Kammerensemble,
Klang- und Videoinstallation  (Dauer 01:15:00)
UA Konzerthaus Berlin 28.2. 2008
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

druck versteht sich als ein offenes musiktheatralisches Konzept für die Umsetzung aktueller Themen in verschiedenen Besetzungen. In druckbeziehen sich Musik, Text und Szene auf die verschiedenen Aspekte von KLIMA.

Die Basis des Stückes bilden Vorhersagen. Ausgehend von der biblischen Ankündigung der Sintflut entwickelt sich über alltägliche Wetterberichte unserer Zeit, mit leichten Irritationen -19 Grad im Januar? und beinahe unvorstellbare Prognosen für die nächsten Dezennien ein Klima-Krimi-Szenario, welches gleichermaßen bedenklich macht wie fasziniert.

Die ständige Akkumulation von Wissen und Messdaten um die Klimavorgänge findet formale Entsprechungen in Komposition, Szene und Videoebene. Über die gesamte Dauer des Stückes hinweg gibt es ein minimales, aber stetigesAnwachsen, Verdichten und Vervielfältigen der musikalischen Strukturen wie auch Verflechtungen und Überlagerungen verschiedener „atmosphärischer“ Kunstströmungen.
Deutschlandfunk / 3.3.08   20.05 Uhr / Musikjournal Bericht über  die Premiere von  <druck #2.1 KLIMA_vorher.sagen> am 28.2.2008 im Konzerthaus Berlin / Werner-Otto-Saal

Susanne Stelzenbach und Ralf Hoyer favorisieren Musiktheaterprojekte mit aktueller Thematik, die konzeptionell offen und an verschiedenen Orten aufführbar sind… selbstredend stehen Hoyer/Stelzenbach nicht für Naturalismus oder Betroffenheitskunst, sie begeben sich vielmehr auf einen ästhetischen Erkundungsgang der Wissens- und Datenakkumulation…eine gespannte Atmosphäre herrschte im vollbesetzten Saal, ein Klima der Erwartung… die Nachrichten berichten täglich, sie sind zu Repetitionsmaschinen auch der Klimaprobleme geworden… Hoyer/Stelzenbach spiegeln diese Nachrichtenfülle derart, dass sie fast die halbe Komposition ausmacht. Ein Rapper, dauernd beschäftigt, hat Batzen von Material abzutragen… wunderbare Leistungen der Sänger und Instrumentalisten… Hoyer/Stelzenbach haben mit ihrer Komposition einen ersten Schritt getan, es ist eine Gelenkigkeitsübung im Vorhof der Probleme, weitere sind möglich…

‚OKTOBER RAUH JANUAR FLAU‘   Barbara Kenneweg zum Textkonzept von „druck#2.1klima_vorher.sagen“

In vorher.sagen werden verschiedene Textarten wie Zeitungsmeldungen, Bibelzitate, Sprichwörter, die mit unserem Klima zu tun haben, miteinander kombiniert. Es entstehen Reibungsflächen und intellektuelle Kurzschlüsse, in denen und über die sich die Musik entfaltet. Eine zentrale Rolle spielen Prognosen – das Bemühen des Menschen, vorherzusehen, was die unberechenbaren Naturkräfte in petto haben. Auch heute, wo Klimaveränderungen in bislang unbekanntem Ausmaß auf menschengemachte Ursachen zurückgehen, vermag keiner zu sagen, was die Folgen sein werden: Treibhaus oder Eiszeit, Wandel oder Katastrophe. Im ersten Teil trifft die biblische Schilderung der Sintflut auf Bauernweisheiten. Zwei denkbar kontrastierende Welten tun sich auf, einerseits der allmächtige Zorn Gottes über die Menschen („Alles was auf der Erde ist soll verscheiden“), andererseits die einfache Bedürftigkeit des Menschen, der von den Früchten der Erde abhängt. Ebenso pragmatisch wie abergläubisch, hilflos wie hartnäckig versucht er, sich einen Reim auf das allentscheidende, unberechenbare Wetter zu machen ‚Oktober rauh, Januar flau‘. Teil zwei führt geradewegs in die Gegenwart. Wettervorhersagen, Medienberichte und die namentlich aufgeführten tropischen Depressionen der Hurrikansaison 2006,von Alberto bis Isaac, sind in ein meteorologisches ABC eingefügt. Die Texte werfenin ihrer Unterschiedlichkeit immer wieder Fragen auf: spielen die Eisbären wirklich aus Nahrungsmangel verrückt, oder wird ihr mehr oder weniger natürliches Verhalten durch die Regenbogenpresse zur unterhaltsamen Katastrophe aufgebauscht? Was ist Aufklärung, was Panikmache? Werden wir informiert oder manipuliert? Der dritte Teil schließlich lenkt den Blick in die Zukunft. Die Texte werden hier zunehmend zerhackstückelt und ad absurdum geführt. Zwischen Befürchtung und Zweifel versucht der Mensch, sich ein Bild zu machen, durch die Fotographien in Wochenmagazinen, vor dem Fernseher, am Computer, per Mausklick. Die Menge an Informationen wird immergrößer, ihre Übertragung immer schneller; gleichzeitig entsteht Beliebigkeit. Die Menge an Informationen wird immer größer, ihre Übertragung immer schneller. Der Rezipient findet sich Klima, Natur und Zukunft g egenüber letztlich ratlos – trotz oder wegen dertechnischen Möglichkeiten?

Zeitfenster

2005
ein Jugendmusikprojekt für 24 Instrumentalisten, Chor und 9 CD-Player

Dauer 45:28

Uraufführung 9. 10. 2005
Aula des Johann-Walter-Gymnasiums Torgau

(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)
Zeitfenster ist eine Raumkomposition, die von Profi-Musikern (Instrumentallehrern) gemeinsam mit ihren Schülern aufgeführt werden kann.

Die Zeit (und ihre Begrenzung) ist das zentrale Thema des Stückes. Es wird auf verschiedene Weise, z.B. durch die Verknüpfung aller musikalischen Ereignisse mit Zeitangaben oder in den Texten des Chores, erfahrbar gemacht.

Die Instrumentalisten und Singstimmen stehen auf besondere Weise im Raum verteilt. Die Aufstellung soll der Architektur des jeweiligen Aufführungsortes folgen, so dass es möglich ist, den Raum oder gar ein ganzes Gebäude mit Klang zu füllen. Das Publikum befindet sich dazwischen. Der Raum kann die unterschiedlichsten Formen haben: ein Konzert- oder Theatersaal, ein Gang, eine Kirche, ein Treppenhaus, ein Foyer, eine Fabrikhalle, ein Innenhof… Ausgeschlossen werden sollte die übliche Teilung in Orchesterpodium und Zuschauerraum.

Abhängig von seiner Position im Raum erfährt der einzelne Zuhörer unterschiedliche Zonen des Gesamtklanges aus unterschiedlicher Entfernung und Richtung. Gestatten es die Bedingungen am Aufführungsort, dass sich die Zuhörer auch frei bewegen können, ist es möglich, die individuelle Wahrnehmung der Klänge durch Ortswechsel gezielt zu verändern.

Es gibt für jedes der vorgesehenen Instrumente drei Parts, die im Schwierigkeitsgrad abgestuft sind. Die Anzahl der Ausführenden ist variabel. Jedem Profimusiker sollte mindesten zwei Musikschüler zugeordnet sein. Kommen weitere hinzu, werden die Stimmen chorisch besetzt. Die Anzahl der Singstimmen wäre mit 8 – 15 optimal. Eventuell können schwierige Passagen auch solistisch vorgetragen werden.

Den Profimusikern, das können z.B. Instrumental- bzw.Gesangspädagogen, Orchestermusiker, Opernsänger oder Mitglieder eines Spezialensembles für Neue Musik sein, kommt auf Grund ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen eine anleitende Rolle zu. Bei der Auswahl der Schüler darauf zu achten, dass diese spieltechnisch nicht überfordert sind, damit sie sich noch ausreichend auf die Koordination, auf das kontrollierende Hören und die musikalische Gestaltung konzentrieren können. Das ist wichtig, wenn sich Freude am Musizieren einstellen soll.

Bedingt durch die besondere Aufstellung der Musiker im Raum ist vorgesehen, dass die Koordination über Zeitangaben erfolgt. Diese liegen als Video vor und werden entweder mit einem Video-Projektor auf eine für alle gut einsehbare Wandfläche projiziert, oder über mehrere handelsübliche TV-Geräte sichtbar gemacht. Sollten diese technischen Bedingungen nicht realisierbar sein, so kann diese Raumkomposition auch von einem oder mehreren Dirigenten koordiniert werden. In jeden Fall ist in den Proben eine musikalische Gesamtleitung notwendig.

Alle Musiker/Sänger haben die für sie wichtigen Uhrzeiten in ihrer Stimme stehen. Zum Beispiel bestimmt eine solche Zeitangabe den Beginn und das Ende eines langen Tones, einer rhythmischen Struktur, eines dynamischen Verlaufes oder den Beginn einer Melodie. Die Melodie selbst kann frei, etwa im angegebenen Tempo, eigenverantwortlich nach musikalischen Gesichtspunkten gestaltet werden.

Darüber hinaus ist für jede Gruppe ein tragbare CD-Player vorgesehen. Von diesem soll an bestimmten Stellen der Komposition nach präzisen Angaben in den Noten vorbereitetes Klangmaterial eingespielt werden.

Die Komposition gliedert sich in 11 Teile

1. SEKUNDENTAKT – 00:12 – 06:40

2. STADT 06:40 – 11:20

3. REGEN 11:20 – 14:28

4. LIMERICK 14:28 – 16:00

5. LANDSCHAFT 16:00 – 24:56

6. FREIE AKTION 24:56 – 28:00

7. SPORT 28:00 – 30:40

8. LUFT 30:40 – 34:24

9. MÄULER/AUGEN/OHREN [Landschaft mit Heinrich Schütz] 34:24 – 40:08

10. SPRECHAKTION 40:08 – 42:24

11. EIGENZEIT 42:24 – 45:16

Zeitfenster wurde für die Musikschule „Heinrich Schütz“ Torgau anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens komponiert.

chimäre

(2005)
Konzertstück für drei Stimmen und CD-Player
nach einem Text von F. Garcia Lorca
Berliner Kompositionsauftrag 2005
UA BKA-Theater Berlin / ensemble leitundlause / ca.30’
(in Co-Autorenschaft mit RALF HOYER)

DRUCK modul 1 – ich bin europa

M u s i k T h e a t e r I n s t a l l a t i o n
2004
für zwei Stimmen, Saxophon, Live-Elektronik und Zuspiel

Dauer ca. 55 Minuten

(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Uraufführung 5. 12. 2004 Theaterhaus LOFFT
im Rahmen von GRENZREGIONEN Festival für zeitgenössische Musik Leipzig

Jaap Blonk, Stimme (NL)
Alex Nowitz, Stimme (D)
Ulrich Krieger, Saxophon (D)

Künstlerische und technische Leitung:
Susanne Stelzenbach und Ralf Hoyer

ich bin europa ist eine Zeile aus der futuristischen Triumph-Ode des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa, in der er 1914 technischen Fortschritt, Geschwindigkeit, Omnipräsenz und Aufspaltung der Sinneswahrnehmung euphorisch feiert.

In einem Raum sind die drei Akteure an unterschiedlichen Positionen installiert. Sie haben Head-Set-Mikrophone auf, an ihrer Kleidung sind Lautsprecher angebracht. Alle sind miteinander vernetzt. Die einzelnen Stimmen und das Saxophon sind live zu hören, werden aber auch über die Körperlautsprecher verstärkt und live-elektronisch dissoziiert. Eine weitere Ebene ist das Einspiel von Klängen und Geräuschen über die am Körper befindlichen Lautsprecher, so als kämen diese direkt aus dem Inneren der Personen selbst. Jede Figur ist somit ein Klangkörper in wörtlichem Sinn.

Wortfetzen und Erinnerungsbruchstücke aus der Sicht verschiedener Personen an verschiedenen Orten Europas fungieren als Hyperlinks in eine hyperaktive Hörlandschaft.
singen, sprechen, schreien, quetschen, pfeifen, trillern, kichern, zischen, tönen…

Ein wesentliches, immer wiederkehrendes Element der Komposition sind sogenannte TEXTLINEs, in denen in rhythmisch gesprochener Form konkrete Befindlichkeiten und Begebenheiten zum Ausdruck gebracht werden. In den dazwischen liegenden Passagen werden einzelne phonetische Bruchstücke, zumeist aus den TEXTLINEs kommend, zusammen mit den Klängen des Saxophons weiter ausgeformt und zu eigenständigen musikalischen Struktureinheiten entwickelt.

ZeitZeichen

(2004)
für 21 Instrumente und 7 CD-Player / Dauer 30:24
UA PYRAMIDALE 3 Berlin-Hellersdorf
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Mare Crisum

(2001/2004)
für drei Soprane, acht Instrumente und Zuspiel
Dauer 0:20:52
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

aufschlag

(2002)
für drei Videoplayer und Tonband / UA Bern
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

a taste of 2001

Odyssee für drei Soprane, acht Instrumente, Video und Klanginstallation

unter der Verwendung der Kurzgeschichte „The Sentinel“ von Arthur C. Clarke

(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

UA November 2001 KULTURBRAUEREI BERLIN Dauer 2 h 9 min

Interpreten der Uraufführung
Maacha Deubner, Sopran
Ksenia Lukic, Sopran
Katia Guedes, Sopran

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Kammerensemble Neue Musik Berlin
Gudrun Reschke, Oboe
Simone Otto, Saxophone
Markus Schwind, Trompete
Natascha Zickerick, Tuba
Robin Hayward, Tuba
Ekkehard Windrich, Violine
Thomas Glöckner, Violine
Yaron Satvi, Kontrabass
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Sir Arthur C. ClarkeStimme
Nico Felden Video
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mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.
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Der Titel dieser MusikTheaterInstallation bezieht sich zum einen auf den 1968 entstandenen Sience-Fiction-Film 2001: A Space Odyssey von Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke, zum anderen geht es um das Bewußtsein des Augenblicks in 2001, also um das Hören / Sehen / Ertasten / Erspüren / Schmecken, um das Empfinden von unmittelbarer Gegenwart.
…nun, da wir uns in der Handlungszeit der Geschichte des Filmes befinden, so werden seine Elemente als universell verständliche Bezugspunkte benutzt, um unseren Fortschritt zu messen…unser Fortschritt bezüglich künstlicher Intelligenz ist hinter der Fiktion zurückgeblieben. Wir können zwar einen HAL(Supercomputer) bauen, der uns (fast) alle beim Schach schlagen würde, doch er könnte noch nicht unsere Gefühle bei einer erlittenen Niederlage ergründen; ein realer HAL könnte zu uns sprechen, hätte aber immer noch Mühe, unsere Worte zu verstehen, und erst recht…sie uns von den Lippen abzulesen…unsere Zukunft im Weltraum scheint sogar in noch weiterer Ferne zu liegen… (Stephen Baxter)

Die Idee ist, ein mit dem Film in sonderbarer Resonanz liegendes musikalisches Parallelgebilde entstehen zu lassen, eine Gratwanderung zwischen Distanz und Nähe zum Film und zum Jahr 2001.
Die Länge des Filmes (ca. 2h 09 min) bestimmt auch die Länge dieser MusikTheaterInstallation, die zeitliche Struktur der Filmschnitte bildet das Raster für die musikalischen Abläufe und Aktionen, die ihrerseits das übernommene Raster mit neu Wahrnehmbarem erfüllen.
Ein wichtiges Gestaltungselement des Filmes ist die Diskrepanz von Bewegungsgeschwindigkeiten zwischen der akustischen und der optischen Ebene (z.B. der Donauwalzer dreht sich schneller als die von außen gesehene Raumkapsel, das gleichförmige Schweben des Astronauten im All steht im Gegensatz zu den rhythmischen Atemgeräuschen usw.). Diese Diskrepanz, wie auch die Überlagerung von verschiedenen Zeitebenen finden durch das Prinzip der Transformation auch auf kompositorische Details Anwendung.
Die Kurzgeschichte The Sentinel (dt. Der Wächter/1948) von Sir Arthur C. Clarke bildete den Ausgangspunkt für den Film 2001: A Space Odyssey. In einer eigens für das Projekt A Taste of 2001 erstellten Aufnahme hat Sir Arthur, der 84jährig auf Srilanka lebt, Ausschnitte daraus selbst gelesen.
Eine wesentliche klangliche Komponente des Stückes wird über eine speziell dafür entwickelte Klanginstallation realisiert. Diese besteht aus fünf Plattenobjekten, die mittels Tiefton-Transducer in Schwingungen versetzt werden können. Durch ihre Anordnung bilden sie einen unregelmäßig geformten Aktionsraum, in dem sich die elf Instrumentalisten / Stimmen bewegen. An bestimmten Stellen des Raumes installierte Mikrophone ermöglichen es, während des Stückes aufgenommene Signale zeitgleich oder verzögert wahlweise in die Klanginstallation oder andere elektroakustische Schallquellen einzuspeisen.
Juliane, sich erinnernd

(2001)
für Mezzosopran, Sprecher, Bassklarinette, Klavier, Tonband und Video / Auftrag und UA Musikscheune Melpitz
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Zauberflöte 2.2

(1999)
musiktheatralische Fragmente nach Goethe für vier Sänger, drei Schauspieler, Klarinette (Bassklarinette), Posaune, Violoncello, Schlagzeug und Klanginstallation Co-Produktion Theater Krefeld-Mönchengladbach und Hebbel-Theater Berlin / UA Krefeld 1999 ca.75 min
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Besetzung der Uraufführung
Kirstin Hasselmann, Königin der Nacht (Sopran)
Michaela Mehring, Pamina (Mezzosopran)
Frank Valentin, Tamino (Tenor)
John T. Gates, Monostatos (Bassbariton)
Janina Sachau, Papagena (Schauspielerin)
Kai Hufnagel, Papageno (Schauspieler)
Frank Albrecht, Sarastro (Schauspieler)

ART Ensemble NRW
Bernd Bolsinger, Klarinette
Andreas Roth, Posaune
Scott Roller, Violoncello
Olaf Normann, Schlagzeug

Susanne Stelzenbach, musikalische Leitung
Thomas Krupa, Inszenierung
Andreas Jander, Licht
Yvonne Lötz, Kostüme
Ralf Hoyer, Klanginstallation
Ulrike Gondorf, Dramaturgie

Das Textfragment Goethes wurde für Zauberflöte 2.2 nochmals stark fragmentarisiert – bis hin zu einzelnen Silben und phonetischen Klangresten – und mit anderen Textsplittern versetzt. Inhaltlich ging es den Autoren weniger um einen konkreten Handlungsverlauf, sondern eher um die Darstellung bestimmter archetypischer Situationen. Die sieben bekannten Hauptfiguren erscheinen als der abgesprengte Rest einer Zivilisationselite, schicksalhaft miteinander verknüpft, in einer Situation der Ratlosigkeit und des Wartens, dabei ständig ihre alten Konflikte reproduzierend. Sprache, Handlung und die Bewegungen auf der Bühne lassen die Figuren wie Klone ihrer selbst erscheinen. So entstehen aus Bruchstücken von Texten, Worten, instrumentalen Klängen und den akustischen und optischen Möglichkeiten der Klanginstallation schließlich Zusammenhänge ganz eigener Art, die wie eine organische Entwicklung wirken.

Annäherung/Entfernung

(1999)
Komposition für zwei Soprane, Flöte, Oboe, Klarinette, einen Percussionisten und Klanginstallation (1998/99) Auftrag Musik-Biennale Berlin

UA Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart Berlin ca.55 min (mit Ralf Hoyer)

open windows 2.0

(1998)
MusikTheaterInstallation für vier Schauspieler, Countertenor, Saxophon, Video und Klanginstallation Auftrag Staatsschauspiel Dresden / UA Dresden 1998 ca.60 min
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Ich schlafe was ich denke

Musiktheater mit Texten von Fernando Pessoa (1995/96)
für zwei Sängerinnen, eine Schauspielerin, zwei Schauspieler, einen Darsteller, Violine, Violoncello, Saxophone, präpariertes Klavier, Tonband und Live-Elektronik

Co-Produktion Hebbel-Theater Berlin und ACARTE Festival Lissabon

UA Berlin ca.75 min

(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Susanne Stelzenbach, musikalische Leitung
Frank Schleinstein, Inszenierung
Lothar Holler, Bühne und Kostüme
Ralf Hoyer, Klangregie
Zwieback, Ausstattung Zwieback
Andreas Fuchs, Lichtdesign
Matthias Kirschke, Tontechnik
Daniel Hammer, Regieassistenz
Ana Maria Nunes Pirl, dramaturgische Mitarbeit

Daniel Minetti, Schauspiel & Sprache
Andreas Pirl, Schauspiel & Sprache
Wolfgang Krause Zwieback, Sinnspiel
Katia Guedes, Sopran
Márta Rózsa, Alt
Rosa Enskat, Gesang und Spiel

Matthias Leupold, Violine
Adelheid Schloemann, Violoncello
Gerald Gnausch, Saxophone
Susanne Stelzenbach, Klavier

Der Traum ist zentrales Thema dieses Stückes, eine Handlung als solche ist nicht auszumachen. Textgrundlage sind Fernando Pessoas 1913-15 entstandenes statisches Drama O MARINHEIRO und das Gedicht STUNDENZUG/PASSAGEM DAS HORAS (1916) von Alvaro de Campos, einem Heteronym des Dichters.

Der STUNDENZUG ist ein exzessiver Tagtraum, in dem Pessoa als Alvaro de Campos in einer fast atemlosen Lebensgier die Vervielfältigung seiner selbst betreibt, indem er sich in die unterschiedlichsten Personen, Situationen und Gegenstände hineinversetzt mit dem erklärten Ziel: …alles auf jede Weise erfühlen, alles von allen Seiten erleben, das gleiche Ding auf alle erdenklichen Arten zur gleichen Zeit sein…

Als Gegenstück dazu erscheint O MARINHEIRO in Form eines Inserts innerhalb des STUNDENZUGES und zeigt eine ganz andere, geheimnisvoll verlangsamte Welt. Dann setzt sich der STUNDENZUG, das hereinbrechende Leben symbolisierend, fort: …alle Dinge ziehen durch mich hindurch, alle Städte der Welt hallen in mir nach, die Küsse aller Begegnungen sammelten sich auf meinem Munde, die Tücher jedweden Abschieds winkten in meinem Herzen… Doch auch dieses Leben spielt sich eher als geträumte Möglichkeit denn als gelebte Wirklichkeit ab. Wenn im Verlauf des Stückes das Sopransolo (Gesang an die Nacht) vom Anfang wieder erscheint, will sich für einen Moment eine Entspannung im Taumel der Sinnesempfindungen zeigen, die aber schnell durch selbstironische Betrachtung wieder zerstört wird und die weitere Eskalation nicht aufhalten kann.

Mit wechselnden musikalischen Strukturen, Geräuschen und gezielten Verstimmungen im Klavier und den Streichinstrumenten versucht die Musik eine eigene, unabhängige Interpretation des Textes mit seinen Paradoxien und seinem Hin- und Hergerissensein zwischen Denken und Empfindung. Die gesprochenen Texte sind nicht nur in ihrer semantischen Bestimmtheit zu sehen, sondern sie bilden auch eine klangliche Komponente, insbesondere dann, wenn simultan oder stark verschnellt oder verlangsamt gesprochen wird. Auch der gelegentliche Einsatz der portugiesischen und der englischen Sprache ist unter diesem Aspekt zu hören.

Abgang Fernando

(1995)
Szene für Sprecher, Tänzer, Klavier, Saxophon, Schlagzeug, Tonband und Live-Elektronik (1995) Text: Fernando Pessoa / UA Berlin ca.20 min
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

verzeihung, der Kopf

(1995)
Kammerszene für drei Sänger, zwei Schauspieler, drei Instrumente, Tonband und Live-Elektronik (1994/95) Auftrag Musik-Biennale Berlin /ca.50 min
CD BMG classics 74321 73533 2
Musik in Deutschland 1950-2000 /Sprachkomposition
(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Iphigenie

(1992/93)
Dramma per musica

Text: Johann Wolfgang Goethe und Volker Braun

Co-Produktion Hebbel-Theater Berlin, Hans-Otto-Theater Potsdam und Brandenburgische Philharmonie     UA Berlin   ca. 80 min

(in Co-Autorenschaft mit Ralf Hoyer)

Uraufführung 18.6.1993 Hebbel-Theater Berlin
Susanne Stelzenbach, musikalische Leitung
Alexander Stillmark, Inszenierung
Hans Brasch, Bühne und Kostüme
Jeannot Bessière, Lichtdesign und -technik
Ralf Hoyer, Klangregie
Christian Deichstetter, Chöre
Werner Hintze, Dramaturgie

Elvira Dreßen, Iphigenie
Peter Zimmermann, Orest
Werner Kuske, Pylades
Hans Georg Priese, Thoas
Brandenburgische Philharmonie
Chor des Hans-Otto-Theaters Potsdam

Dieses zwischen Oper, Melodram und Schauspiel angesiedelte Stück verzichtet auf eine lückenlose Darstellung der Goetheschen Handlung. Vielmehr wird die Textgrundlage auf einzelne, wesentliche Begebenheiten und die Personage auf vier Figuren reduziert. Ein Chor, im antiken Sinne kommentierend, tritt hinzu. Doch nicht mit Worten von Euripides oder Goethe – sondern mit Ausschnitten aus dem 1991 entstandenen Text Iphigenie in Freiheit von Volker Braun, einem der herausragenden Autoren der ehemaligen DDR und Büchner-Preisträger des Jahres 2000.

Es geht auch in diesem Stück um Barbarei und Zivilisation, doch die Verhältnisse sind nicht so klar. Goethe selbst nannte seine Iphigenie in einem Brief an Schiller …ganz verteufelt human. Ist Thoas ein Barbar, wenn er sich moralisch nötigen lässt auf sein Recht zu verzichten und gegen Ende gar, obgleich zähneknirschend, zu wohlwollendem Abschied findet? Und kann man Orest zivilisiert nennen, wenn ihn – kaum von den Furien befreit – nach neuen Heldentaten dürstet? Allein Iphigenie ist edel, hilfreich, gut und zum Verrat nicht fähig. Doch die Behauptung dieser Güte angesichts der realen Verhältnisse, ob zu Goethes Zeiten oder jetzt, ist Provokation.

Wenn es bei Volker Braun heißt

…zwischen uns sei Wahrheit! wessen Wahrheit?, so ist dies auch eine Aufforderung, die Verhältnisse genauer zu besehen in einer Weise, die nichts vergisst, nichts beschönigt und dennoch Mut und Kraft zur Utopie besitzt.